Wie ich heimlich bei meinen Yogafrauen einziehe
- Francine Ackermann
- 22. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
... ohne Miete zu zahlen ...
Meine Yogafrauen berichten mir immer wieder, dass ich ihnen im Alltag in den Sinn komme. Nicht, weil ich mich ständig melde – sondern weil das, was wir im Unterricht machen, weiterwirkt.
Neugierig bat ich sie, mir ihre Erlebnisse und Beispiele zu erzählen. Und was dabei herauskam, ist besser als jede Werbekampagne:
Ich verbinde in meinem Unterricht die alte indische Yogatradition mit der modernen westlichen Sichtweise der Spiraldynamik und der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht.
Mir ist wichtig zu zeigen: Yoga findet nicht nur auf der Matte statt – sondern wirkt mitten im Leben. Leise. Nachhaltig. Und manchmal ziemlich amüsant.
Hier ein paar meiner Lieblingsgeschichten:
Eine Rückmeldung kam mit Verspätung – dafür umso differenzierter:
"Ich brauchte Zeit, um das zu sortieren. Wenn ich morgens mit Rückenschmerzen aufwache, weiss ich: Rückbeugen helfen. Und wenn ich nachts wachliege und keine Schäfchen zählen will, atme ich mich mit bestimmten Übungen zurück in den Schlaf."
Die sofortigen Effekte spürt sie klar – die langfristigen zeigen sich subtil: mehr Gelassenheit, mehr Selbstbewusstsein, mehr innere Ruhe. Yoga wirkt – manchmal mit Wumms, manchmal ganz sacht.
Eine andere Schülerin weiss genau, welche Asana ihr hilft, wenn sie krank im Bett liegt. Und beim Zähneputzen denkt nicht nur sie automatisch: "Wo sind eigentlich meine Schultern gerade?" Ich sag’s ja – Badezimmerpräsenz inklusive.
Dann gibt’s da die Yogini, die sich abends sorgfältig bettet – ganz ohne Kissen, flach auf dem Rücken. Ihr Partner kommentiert trocken: "Ah, du büschelest wieder." Na klar – das nenn ich: konsequent verkörperte Yogapraxis.
Auch beim Rüebli raffeln oder mit dem Schwingbesen geht’s zur Sache: Hand- und Fingerstellung, Aufrichtung, Kopfhaltung – alles wird mit feinem Gespür überprüft. Wie ein stiller Bodyguard für Haltung & Bewusstsein.
Beim Spaziergang wird bewusst geatmet und im Pilates beobachtet eine Teilnehmerin die Haltung der anderen – und denkt sich im Stillen: "Danke, dass ich jetzt sehe und spüre, wie's zusammenhängt."
Und dann gibt’s noch die Weltenbummlerin: Ob sie über einen Strand läuft und ihre Fussabdrücke kontrolliert oder nach einem unglücklichen Wasserfall-Stunt mit gebrochener Rippe auf einem Stein sitzt – sie atmet bewusst, bleibt ruhig, bleibt bei sich. Einfach da – mit allem, was sie gelernt hat.
Sogar im Büro hat sich eine ihren ganz persönlichen Notfallknopf eingerichtet: Kollege nervt zum gefühlt tausendsten Mal?
Mula Bandha aktivieren und zentrieren. Und später im Yoga zeigt sie mit einer kleinen Handbewegung, was sie angewendet hat. Wortlos, aber eindeutig.
Die Aquafit-Geschichte? Auch ein Highlight: Die Trainerin korrigiert, erklärt, stoppt – und sagt dann: "Ausser dir – du machst es eh immer richtig." Koordinierte Haltung – danke, Spiraldynamik!
Und mein persönlicher Lieblingsmoment: Ich erzähle vor der Stunde von etwas, das mich genervt hat – und eine meiner Frauen grinst breit: "Hast du gefragt, ob es deins ist?"
Touché!
Ein Access-Werkzeug, das offensichtlich angekommen ist. Obwohl sie früher dachte, das alles flutscht an ihr vorbei.
Und so könnte ich noch lange weiterschreiben...
Fazit:
Ich wohne wohl nicht nur in Bern und Worb – sondern auch ein bisschen in Zähnen, Schultern, Atemzügen, Betten, Büros, Küchen und Aquafit-Becken.
Ganz ohne Mietvertrag – aber mit bleibender Wirkung.
Yoga, Spiraldynamik und Co. – wie ein guter Radiosender: Immer da, wenn man hinhört.

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